THEATERSOMMER IN BESTER MANIER
„Der Auftakt des Theatersommers ist ein voller Erfolg. Die Zuschauer*innen sind am Ende von den Eindrücken sichtlich beeindruckt, so mancher wird erst im Verlauf der nächsten Stunden oder gar Tage all das, was er hier gezeigt bekommen hat, entschlüsseln und interpretieren können. Theatersommer in bester Manier. Peter Kratz ist einmal mehr ein toller Wurf gelungen.“- LKZ –
EIN GROSSES SOMMERLICHES THEATERVERGNÜGEN
„Gesprochen wird nicht. Aber es gibt ja auch die Körpersprache, und Menschen sprechen nicht nur, sie stoßen auch Laute aus. Von beidem gibt es im Cluss-Garten genug, und das gerät sehr unterhaltsam.(…) Gezeigt wird ein gesellschaftliches Panoptikum von Typen, der „breitbeinige Angeber“, der Platzwart oder die Flugbegleiterin. Das Spiel mit den Klischees ist witzig, manche Szenen sind berührend oder schön absurd geraden. Der Abend ist ein großes sommerliches Theatervergnügen.“ – StZ. & StN. –
STAUNEN UND NACHDENKEN – EINE AUGENWEIDE
„Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. (…) Die Ludwigsburger „Stunde“ schöpft großzügig aus dem unendlichen Fundus der menschlichen Handlungen. So sind allein die poetischen Momente den Besuch im Theatergarten wert. Es mangelt ebenso wenig an unterhaltsamer Zeitkritik. Auch Slapstick ist vorhanden. (…) Wenn ein Stück auf die Sprache, jenes zentrale Mittel des klassischen Theaters verzichtet, müssen die Schauspieler umso besser sein. In der Handke-Stunde des Theatersommers wird das Ensemble diesem Anspruch mehr als gerecht. Es fehlt ihnen weder am Timing noch an Spielfreude. Schön, zu sehen!“ – Ludwigsburger Wochenblatt –
Hier die vollständige Rezensionen:
Peter Kratz ist einmal mehr ein toller Wurf gelungen! - LKZ - Nachdem am Mittwoch der Regen noch den Start in den Theatersommer verhindert hatte, konnte dieser dann am Donnerstagabend mit der Premiere von Peter Handkes „Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten“ definitiv starten. Ein gelungener Start, denn einmal mehr muss man dem Regisseur und Intendanten Peter Kratz bescheinigen, dass er auch für seine schwierigen Unterfangen ein gutes Händchen hat. Wieder einmal hat er es gewagt, den Zuschauern etwas Neues zuzumuten, sie einzuladen, sich auf veränderte Sichtweisen, auf ein etwas anderes Theater einzulassen. Erfahrungsgemäß muss man den Zuschauern dazu dann auch etwas anbieten, was sie motiviert, die gewohnten Pfade zu verlassen. Und auch wenn man voraussetzt, dass das Stammpublikum im Cluss-Garten längst weiß, dass es immer wieder mit den fantasiereichenEinfällen und den Besonderheiten des von Peter Kratz gepflegten Körpertheaters konfrontiert wird, ist solch ein Experiment kein Selbstläufer. Aber das Stück hat, so wie es bei der Premiere zu sehen war, durchaus das Potenzial zum Selbstläufer. Denn das Publikum hat sich deutlich sichtbar relativ schnell auf dieses andere Theater eingelassen, schaute gebannt zu, wie sich innerhalb rund eineinhalb Stunden in einem dynamischen Reigen an kurzen Szenen rund 120 Figuren auf der Bühne trafen, ganz ohne Worte ihre kleinen Schnurren und Geschichten erlebten und wieder verschwanden. Sechs Darsteller leisteten diese Herkulesarbeit, dazu kamen noch die Helferinnen und Helfer hinter der Bühne, wo die Kostümwechsel einen logistischen Kopfstand erfordert haben müssen. Der Auftakt des Theatersommers ist ein voller Erfolg. Kratz hat, wie man das von ihm gewohnt ist, natürlich seine ganz eigene Fassung des Werkes des Literaturnobelpreisträgers von 2019 erarbeitet. Eine Fassung, die wieder einmal ganz auf den idyllischen Garten zugeschnitten ist, auf die sechs starken Schauspieler, auf die einmal mehr so passende wie funktionale Bühne von Enno Craiss, die diesmal ein kleines Wasserbecken mit Ballonfontänen vor der Hauptbühne hatte, und vor der windet sich eine schwungvolle Rampe im Bogen von den erhöhten Seiten herab, die wiederum im dichten Buschwerk verschwinden. Der ideale Ort schon einmal, um dieses bunte Treiben in Fluss zu halten. Da treffen dann realistische Figuren wie eine Bürofrau auf eher mystische oder kryptische Figuren, da gibt es ernste und nachdenkliche Begegnungen, aber auch bewusst völlig überdrehte Auftritte wie den der beiden Cheerleaderinnen. Es gibt Reminiszenzen an die Slapstickzeit mit zwei etwas verirrten Feuerwehrmännern und es gibt einfach seltsame Figuren aus einer anderen Welt. Kurz, wo am Abend zuvor noch der Regen niederprasselte, prasseln nun Szenen und Eindrücke auf die Besucher in dichter Folge nieder, dass diese kaum zum Atemholen kommen. Kratz verlangt seiner Truppe einiges ab. Da er stets kraftvoll und mit Tempo spielen lässt, sind sportliche Qualitäten gefragt. Aber die alleine würden es nicht ausmachen. Jede Rolle erfordert zwar wenig, dafür aber umso präzisere Gesten, Bewegungen und die Mimik dazu. Bei der krachenden Kürze der Szenen gibt es keine zweite Chance, alles muss auf Anhieb passen. Und nur weil das sowohl die drei schon länger zum Ensemble gehörenden Darsteller, die einmal mehr so präsente, in ihrem Ausdruck vielseitige wie überzeugende Bernadette Hug, der so lässig wie souverän wirkende Andreas Klaue und der geradezu aufblühende Marius Hubel, sich das ebenso perfekt erarbeitet haben wie die drei neuen, Sergej Czerpurnyi, der mit seiner schlaksigen Ruhe eine neue Note ins Gesamtbild einbringt, wie die quirlige Theresa Martini oder die so unglaublich wandelbare Lisa Riesner mit großem Einsatz auch den Zuschauern vermitteln können, hat das Stück den Drive, den es braucht, um die Besucher mitzunehmen. Die sind am Ende von den Eindrücken sichtlich beeindruckt, so mancher wird erst im Verlauf der nächsten Stunden oder gar Tage all das, was er hier gezeigt bekommen hat, entschlüsseln und interpretieren können. Theatersommer in bester Manier. Peter Kratz ist einmal mehr ein toller Wurf gelungen. Der Abend ist ein großes sommerliches Theatervergnügen. - StZ. & SzN. - Ein Theaterstück ohne Text – geht das? Am Freitagabend hatte beim Ludwigsburger Theatersommer „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ von Peter Handke Premiere. Gesprochen wird dabei nicht. Aber es gibt ja auch die Körpersprache, und Menschen sprechen nicht nur, sie stoßen auch Laute aus. Von beidem gibt es im Cluss-Garten genug, und das gerät sehr unterhaltsam. Drei Schauspielerinnen und drei Schauspieler treten auf einem hölzernen Laufsteg neben einer kleine Wasserfläche (Bühne Enno Craiss) in einer Art Nummernrevue auf. Diese enthält gut achtzig Szenen, manche dauern nur zwanzig Sekunden. Zu sehen ist ein Reigen menschlicher Begegnungen der amüsanten, aggressiven oder einfach nur seltsamen Art. Die Akteure spielen einen Anzugsträger , eine Meerjungfrau, einen Postbotin, einen Platzwart, eine Schönheit, eine Frau mit Einkaufswagen, eine Dingesammlerin, einen Wanderer und noch zig Vertretet eines Berufs (Feuerwehrmann), einer Tätigkeit (Geherin) oder einer zufälligen Zuordnung (Schwangere mit Brief). Das läuft alles wundervoll überraschend, locker und mit vielen Slapsticks über die Bühne (Regie: Peter Kratz). Die Protagonisten vollführen teils ganz allein witziges Bewegungstheater, teils beharken sie sich oder kommen einander erotisch näher . Da tanzt dann etwas Andreas Klaue und Theresa Martini, aber ist, wie nett absurd, auch noch ein riesiges Paket zwischen ihnen. Bernadette Hug und Sergej Czepurnyi vollführen eine rasante Choreografie der Abstoßung und Anziehung. Und dann die menschlichen Laute. Es wird gekreischt, gegickelt und gezischt, auch gegrummelt, und das „Oh-oh-oh“, Äh“ und „Tscha!“ verfügt über viel Aussagekraft. Die Schauspieler zeigen locker diverse Verwandlungen. Lisa Riesner ist Cheerleaderin, elegante Dame oder „Taktgängerin“. Normalität wird mit viel Witz überdreht. Marius Hubel ist bloß Straßenkehrer, sondern fegt die Straße mit beeindruckender Hingabe. Sprechende, schön klischeehafte Kostüme hat sich Julia Schnittger ausgedacht. Und traumhaft verschmilzt diverse Musik mit den Bühnenszenen. Was das alles soll? Gezeigt wird ein gesellschaftliches Panoptikum von Typen, der „breitbeinige Angeber“, der Platzwart oder die Flugbegleiterin. Das Spiel mit den Klischees ist witzig, manche Szenen sind berührend oder schön absurd geraden. Der Abend ist ein großes sommerliches Theatervergnügen. Staunen und Nachdenken - eine Augenweide! - Lbg. Wochenblatt - Ludwigsburg: Der Theatersommer wagt Peter Handkes Schauspiel: „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“. Es ist ein szenischer Reigen, wie geschaffen für Schauspieler, die auch ohne Stimme glänzen. Es fordert von allen Beteiligten ein großes Erinnerungsvermögen, was szenische Abläufe betrifft. Fast 90 Minuten lang jagt eine überraschende Begegnung die nächste. Man kann das Stück voller Szenen, die das Leben schreibt, auch mit Dutzenden von Akteuren auf die Bühne bringen. In Ludwigsburg reichen sechs Mimen von extremer Wandlungsfähigkeit völig aus. Dieses erstaunliche Kommen und Gehen, das, wie gesagt, keinen Text hat, ist trotzdem alles andere als sprachlos. Bilder, Gesten, Kostüme, Seufzer, Blicke, Musik und Requisiten sagen mehr als 1000 Worte. Die Auf- und Abtritte sowie alles, was dazwischen auf- und abseits des Laufstegs passiert, regt zum Staunen und Nachdenken an. Der Holzpfad, der sich in Ludwigsburg wie eine weiße Schlange harmonisch in das Grün des Theatergartens geschmiegt hat, ist die Bühne, ähnlich einem Marktplatz, auf dem sich t glich unendlich viele zufällige Szenen abspielen. Wir kennen das ja alle. Und auch dem Schriftsteller Handke kam die Idee zu seinem Stück beim Besuch einer belebten Piazza. Man sitzt so da, hat einen Cappuccino oder ein Glas Wein vor sich stehen und beobachtet, weil man nichts Besseres zu tun hat, als stummer Zeuge vom Rande aus das rege Treiben auf dem Platz. Weil man meistens zu weit entfernt sitzt, um mitzubekommen, was gesprochen wird, beginnt man, Vermutungen anzustellen. Was treiben die da? Was hat sie bloß hergeführt? Wo waren sie vorher? Wohin geht’s im Anschluss? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Zuschauer auf der Cluss-Tribüne nehmen genau diese Position ein. Für die Dauer einer Vorstellung schlüpfen sie in die Rolle des Beobachters. Sie sind herzlich eingeladen, sich Gedanken darüber zu machen, was vor ihren Augen passiert. Manches, was bei der von Handke inspirierten Theatersommer-Produktion des Peter Kratz zu sehen ist, taucht auch im Werk des Literaturnobelpreisträgers auf. Papagena aus Mozarts „Die Zauberflöte“ etwa oder ein Sarg, dieses starke Motiv der Vanitas, das uns ebenso wie die tickenden Uhren daran erinnert, dass unsere Zeit auf Erden endlich ist. Doch keine Sorge. Die Ludwigsburger „Stunde“ ist kein mahnender Zeigefinger. Vielmehr schöpft sie großzügig aus dem unendlichen Fundus der menschlichen Handlungen. So sind allein die poetischen Momente den Besuch im Theatergarten wert. Es mangelt ebenso wenig an unterhaltsamer Zeitkritik. Auch Slapstick ist vorhanden. Selbstverständlich darf bei Peter Kratz auch ein Filmzitat nicht fehlen: Wir sagen nur: „Marcello“. Wenn ein Stück auf die Sprache, jenes zentrale Mittel des klassischen Theaters verzichtet, müssen die Schauspieler umso besser sein. In der Handke-Stunde des Theatersommers werden Sergej Czepurnyi, Bernadette Hug, Marius Hubel, Andreas Klaue, Theresa Martini und Lisa Riesner diesem Anspruch mehr als gerecht. Es fehlt ihnen weder am Timing noch an Spielfreude. Schön, zu sehen!
Peter Kratz ist einmal mehr ein toller Wurf gelungen.
Der Theatersommer startet erfolgreich mit Handkes „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ in die neue Spielzeit.
von Arnim Bauer
Der Abend ist ein großes sommerliches Theatervergnügen
Theatersommer spielt Handke
von Cord Beintmann
Staunen und Nachdenken – eine Augenweide!
von Michael Langjahr