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Das Wohnzimmer

Einmal in einem Bühnenbild sitzen – inszeniert werden. Zu zweit auf dem Sofa mit dem alten Fotobuch in der Hand. Allein im Sessel, die Beine übereinander geschlagen sich wiegen lassen und schwerelos den Blick durch die Decke ins hohe Blätterdach schicken.

Überall im Theatersommer bilden Bäume und große Sträucher dichte Dächer und Wände. Selbst das Grün des Efeus wächst am Boden wie ein weicher Teppich. Versteckt und umarmt von diesem Grün, schlummert am Rand des Weges dort ein Wohnzimmer. Wie in die umgebende Natur eingefädelt, schwebt dort ein großer durch die Eckbalken seiner Konstruktion angedeuteter Würfel. Wände und Decke baut der freundliche Theatergarten.

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Den Besucher*innen ist es möglich, diesen Raum über ein rohes Stahlgitter zu betreten, ohne den Efeu darunter zu verletzen. Ein schwebender Boden, ein schwebendes Zimmer… schwebende Möbel! Wie durch Zauberhand sind die typischen Möbelstücke eines Wohnzimmers: das Sofa, der Sessel, die Stehlampe und das Regal „aufgehängt“. Alles schwebt wie das Zimmer selbst. Zwar erwecken die Möbelstücke ulkige Wohnzimmer-Assoziationen, jedoch überrascht die ästhetisch anspruchsvolle Abstraktion ihrer Bauweise die Sehgewohnheit der Betrachtenden und lässt eher an eine Kulisse denken. Zur Freude der Besucher*innen können die Möbel benutzt werden. Wer denkt jetzt nicht daran, seine Decke zu Hause zu prüfen, ob sich die eigenen Möbel vielleicht aufhängen lassen, um mehr beschwingte Bewegung ins Leben zu bringen.

Die Entstehung des Wohnzimmers

„Hier ist es gemütlich wie in einem Wohnzimmer … Hier bauen wir -? … Wir brauchen einen Arbeitstitel! – „Das Wohnzimmer!“ Sagten wir unter einem dichten Blätterdach entlang des Zuschauerwegs.

„Aber das Zimmer darf die Natur nicht verletzen … Dann muss es über dem Boden schweben … Dann müssen auch die Möbel schweben … Wir hängen sie auf … Dann brauchen wir Balken … Wir bauen zwischen die Bäume einen Würfel aus Balken, da hängen wir die Möbel rein.“ Die Idee war geboren, so einfach ist das manchmal.

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Schon im Modell schien der Bau des Würfels ein wirklich großes Vorhaben zu werden. In der Praxis war die Konstruktion des schwebenden Balken-Körpers im wahrsten Sinne dann eine Knochenarbeit, die wir ohne unseren Techniker Jörg Stude und seine lange Theatersommer-Erfahrung mit Millionen von Schrauben niemals gemeistert hätten. Die Herstellung der Möbel entpuppte sich dagegen fast als Spaziergang. Jetzt ist die Knochenarbeit Vergangenheit und jeder genießt das Erlebnis des schwebenden Zimmers. So ist das eben im Theater. Die simpelsten Dinge sind oft die schwersten und am Ende sieht alles ganz leicht aus.