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Unter dem Kirschbaum lebt eine Herde

Der Weg durch den Garten führt um einen Kirschbaum, der eine Herde seltsamer Gestalten, wie kleine Tiere und wilde Pilze um sich versammelt. Sind es Möbel, fremde, bunte Wesen aus Holz, oder einfach abstrakte Körper? Oder sind es Volumen, die in ihrer unterschiedlich, verschobenen und skizzenhaften Form zwar alle einen einzigartigen Charakter besitzen, aber dennoch von ihrer offensichtlichen Zugehörigkeit erzählen.

Scheinbar werden alle zusammen von einem großen Thron beschützt, der in seiner Erhabenheit den Überblick behält. Trotz ihrer ausgefallenen Form erinnern die Körper der Herden-Mitglieder an Möbel. Ungewöhnliche Sitzflächen, Rückenlehnen und Armstützen laden geometrisch verspielt dazu ein, sich auf den freundlichen Herdentieren in ungewohnter Art und Weise niederzulassen. Geschickt haben die Tierchen ihre Kufen-Pfoten in den unebenen Boden gegraben. Nur das eine Herden-Mitglied schaukelt und kann einfach nicht still stehen.

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Die Beziehung der Herde zur grünen Umgebung ist so lebendig, dass die einzelnen Herdentiere miteinander zu sprechen scheinen. In ihrer stillen Sprache fordern sie eine körperliche und verbale Auseinandersetzung, eine „Zusammen-setzung“ und aktive Kommunikation. Teilweise sind die Elemente der Herde im Verhältnis zum ausgewachsenen Betrachter als Sitzmöbel zu klein. Hingegen ist der „Be-sitzende“ des erhabenen Throns plötzlich umringt von Freunden, die sich deutlich näher am Boden befinden. Wortwörtlich werden ganz neue Sitzgefühle und Blickwinkel ermöglicht. Unbemerkt schlüpfen die Theatersommer Besucher*innen symbiotisch vereint mit einem Herden-Tierchen in dessen Rolle: ganz klein und frech, dynamisch und wackelig, schief und krumm oder groß und erhaben. Die Herde verändert die Kommunikation und provoziert ein kindlich freudiges Betrachten und Benutzen. Wird dadurch auch die Auseinandersetzung und der Dialog im kindlichen Sinne offener, humorvoller und freudiger?

Die Entstehung der Kommunikationskirsche

Neben dem Weg durch den Theatersommer steht umgeben von Efeu ein Kirschbaum, der einen wunderbaren Mittelpunkt bildet zwischen Foyer und Rondell-Bühne. Wir legten einen Rundweg durch den dichte Efeu an, der den Baum danach wie eine Insel umgab. Unter dem Arbeitstitel „Die Kommunikationskirsche“ tasteten wir uns an den Entwurfsprozess heran – mit dem vagen Ziel, durch „intelligente“ Möbel jede Kommunikation an diesem Ort auf humorvolle Art und Weise zu fördern. Zeichnen, zeichnen, zeichnen – aus dem graphischen Spiel mit den Handzeichnungen entstanden Körper, Volumen, die sich durch lauter schiefe Winkel, verschobene Ebenen und völlig unregelmäßige Formen „aus-zeichneten“. Dem einfachen Strich einer Handzeichnung entwuchs der verschobene Charme des Ungenauen und Schrägen.

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Nun bauten wir Modelle aus Pappe, um uns den Formen und deren Anordnung im Raum in Varianten anzunähern. Wir wählten die sympathischsten Volumen aus und stellten eine kleine Herde aus bunten Sitzgelegenheiten zusammen.

Die Fertigung dieser unregelmäßigen Möbel aus widerstandsfähigem Holz entpuppte sich als eine große Herausforderung. Es gab keinen einzigen rechten Winkel, keine einzige waagerechte oder senkrechte Ebene. Das brachte uns zwar oft an den Rand unseres handwerklichen Geschicks, jedoch ist das Ergebnis eine HERDE, die hoffentlich durch ihren schiefen Humor allen Betrachtern*innen und Bespieler*innen ein Lächeln entlockt.